Konsensuspapier der Österreichischen Adipositasgesellschaft – Übergewicht und Adipositas bei Erwachsenen – Update 2025
Bianca-Karla Itariu, Johanna Maria Brix
Nur 2 Jahre nach Erscheinen der ersten Fassung veröffentlicht die Österreichische Adipositas Gesellschaft (ÖAG) bereits ein umfassendes Update des Konsensuspapiers „Übergewicht und Adipositas bei Erwachsenen: Allgemeine Behandlungsgrundsätze und konservatives Management“. Dieses Update war dringend notwendig, da die wissenschaftliche Entwicklung im Bereich der Adipositas in den letzten Jahren eine Dynamik erfahren hat, wie seit Entdeckung des Fettgewebes als endokrines Organ vor über 30 Jahren nicht mehr.
Neue klinische Studien, ein vertieftes pathophysiologisches Verständnis sowie die Zulassung neuer hochwirksamer Medikamente – insbesondere aus der Gruppe der GLP-1- und GIP/GLP-1-Rezeptoragonisten – haben die therapeutischen Möglichkeiten deutlich erweitert und verbessert. Diese Wirkstoffe markieren einen Paradigmenwechsel: Erstmals lassen sich in der konservativen Therapie Gewichtsverluste erzielen, die sich jenen der bariatrisch-metabolischen Chirurgie annähern – bei gleichzeitiger Reduktion kardiometabolischer Risikofaktoren. Damit wird die medikamentöse Therapie zu einem integralen Bestandteil des modernen, evidenzbasierten Behandlungsstandards. Oder, wie es Prof. Lee Kaplan (Harvard University) treffend formulierte:„We won’t cure obesity by eating less, but by curing obesity we enable people to eat less.“
Die überarbeitete Fassung des ersten Kapitels stellt erneut das konservative Management in den Fokus: Sie bietet eine differenzierte Klassifikation, die den international anerkannten neuen Definitionen von Adipositas Rechnung trägt, stellt sämtliche derzeit verfügbaren therapeutischen Optionen dar und betont – neben der Notwendigkeit strukturierter Behandlungs-pfade – den sprachsensiblen, nichtstigmatisierenden Umgang mit PatientInnen.
Die drei weiteren Kapitel zur Indikation und präoperativen Planung bariatrischer Operationen, zum postoperativen Management sowie zur Prävention und Behandlung postinterventioneller Gewichtszunahme wurden inhaltlich überarbeitet und um neue Studien, praktische Empfehlungen und weiterführende Tools ergänzt. Da die Nachsorge nach einer bariatrischen/metabolischen Operation ein Leben lang notwendig ist, wird ausführlich auf mögliche Vitamin- und Spurenelement-mängel eingegangen – inklusive konkreter Therapieempfehlungen. Ebenso behandelt das Kapitel die Diagnose und Therapie des sogenannten Dumping-Syndroms, das für viele Betroffene eine erhebliche Belastung darstellen kann.
Neben der Überarbeitung aller Kapitel wurde das Papier um ein neues, zentrales Thema ergänzt: Adipositas und Schwangerschaft. Angesichts der Tatsache, dass zunehmend mehr Frauen im reproduktiven Alter von Adipositas betroffen sind, ist dieses Kapitel ein entscheidender Baustein für eine qualitativ hochwertige und sichere multidisziplinäre Betreuung. Es liefert gezielte Empfehlungen, um gesundheitliche Risiken für Mutter und Kind zu minimieren und die Versorgung nachhaltig zu verbessern.
Diese aktualisierte Leitlinie richtet sich an alle ÄrztInnen und Gesundheitsberufe, die Menschen mit Adipositas begleiten. Sie soll Orientierung bieten, Handlungssicherheit geben und zur Verbesserung der Versorgung beitragen – evidenzbasiert, empathisch und multiprofessionell.
Den vollständigen Text des Konsensuspapiers finden Sie hier.

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